Friday, October 26, 2012

Tag 7 in Nairobi



Outreach: das heisst, wir fahren mittags mit dem GD- Matatu in den Slum, um vor Ort Patienten zu sehen, die man sonst nicht erreicht. Wir, das muss erst ausgehandelt werden, denn 3 dürfen mit, 3 müssen bleiben. Ich darf mit, obwohl ich die unerfahrenste Kollegin bin. Ansonsten Übersetzerinnen, der Apotheker, und Rose, die Sozialarbeiterin mit ihrem Healthworkerteam.



Tief im Slum Zustände, die ich so noch nicht kenne, voller Leben, aber unvorstellbare Verhältnisse. Müll, Müll, Müll und darauf Kinder, Ziegen, Hunde, Fußballteams, dazwischen kleine Feuer, auf denen gebrutzelt und gekocht wird. Plastik ist der Fluch der Slums, unglaublich, was da rumliegt und nicht verrottet. Einziger Trost, es stinkt nicht so wie organische Abfälle, die es auch zur Genüge gibt.





Ankunft an einer dunklen Wellblechhütte, in der wir uns provisorisch einrichten, internationale Plastikstühle in 3er Gruppen für Arzt- Patient- Übersetzer, davor Holzbänke für die wartenden Mütter mit ihren Kindern. Die Wartenden werden übrigens derweil mit Kondomen und deren Gebrauchsanweisung versorgt. Rose nimmt kein Blatt vor den Mund, zum Amüsement meiner Übersetzerin akzeptiert sie auch die Einwände der Frauen nicht, dass ihre Männer zu hart für die Kondome wären! Aufpusten hilft, die mögliche Größe zu demonstrieren! Leider kann ich das nicht verstehen.






Viele kranke, einige schwerkranke Kinder. Es gilt, den Schnupfen von der Lungenentzündung zu unterscheiden, Kohoa - Husten haben sie alle, viele Durchfall.
Ein kleines Mädchen (s.u.) picke ich für das Feeding heraus, die Mutter muss es aber wenigstens am Montag bringen! Ein 11-jähriges Kind hat vollkommen zerstörte Trommelfelle durch chronische Mittelohreiterung, das kommt mir alles aus dem Gehörgang entgegen. Hoffentlich keinen Knochenbefall, das Gehör ist eh schon hin.
Diese Mütter könnte ich schütteln, hier ist nicht nur Armut, sondern auch Brutalität am Werk, vielleicht auch - Blödheit? Es gibt die Healthcenter, in denen kostenlos behandelt wird, man muss aber HINGEHEN! Das macht mich wütend.





Alle Kinder werden vor der Tür gewogen, Temperatur gemessen, Puls und Atemfrequenz gezählt. Ganz kann ich mich auf die Werte nicht verlassen, einige Male muss ich nachmessen, Kind ist deutlich heisser als angegeben oder wirkt deutlich leichter als gemessen - Umgang mit Zahlen will auch gelernt sein. Ich messe noch den MUAC, den Oberarmumfang, der bis zum 5. Lj ziemlich konstant ist und deshalb ein Maß für den Ernährungszustand.

Ein Baby von 4 Monaten hat eine Atemfrequenz von 80/ min und Fieber- das reicht schon für die Diagnose einer Pneumonie, auch wenn ich an der Lunge nichts hören kann. Antibiotika haben wir dabei, aber wird das gegeben so wie verordnet? Geht die Mutter ins Krankenhaus, wenn das Kind sich verschlechtert? Kommt sie am Montag mit dem Kind nach BARAKA?






Um 17.00 haben wir noch 36 Mütter mit Kindern vor der Hütte stehen, um 18.00 müssen wir hier raus sein, denn es wird dunkel und die Mitarbeiter müssen noch nach Hause kommen. Also Triage, nur die ganz schlechten Kinder noch ansehen, den Rest für Montag einbestellen. Wir haben zu spät angefangen, es ist ein Fass ohne Boden.

Zuhause dann wieder ERSTE Welt, gebratene Hühnerbeine und Fritten, Taxi ins Theater und hinterher Bier und Smirnow rot oder schwarz, um die Woche abzuschliessen. Das tue ich danach hiermit, und am Wochenende ist Bergsteigen und Laufen, Lodge und Wildlife angesagt.

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