Friday, October 26, 2012

Nairobi 11.Tag, Dienstag 15.10.2012



Mein Arbeitsplatz in Baraka, ich sitze auf dem Stuhl vor dem Waschbecken, FETIKA auf dem  vor der Tür, der Patient in der Mitte. Die Gardinen könnte man mal waschen und schönere Poster….ich will am Samstag mal schauen!


Heute habe ich nicht viel Neues zu erzählen, wieder natürlich viele Patienten mit spannenden und weniger spannenden Krankheiten oder Lebensgeschichten. Deshalb heute ein paar andere Gedanken.

Hier herrscht Mangel an donations für die Angestellten, die Box im doctors house ist eher leer-  da wir ja schon ziemlich viel spenden sind Bargeldspenden von uns Ärzten rar.
Es gibt dieses social comitee in Baraka, das 50% der Donations an Bedürftige bei Katastrophen verteilt und 50% an die, die unter 200 Euro/ Monat bekommen, z.B. die Translater ohne Ausbildung. Diese Leute sind ungeheuer arbeitsam, fromm, erziehen eigene Kinder und orphans und arbeiten den ganzen Tag mit uns für die, die noch weniger haben. Das finde ich einen sehr guten Zweck. Wer mich unterstützen und spenden möchte, da bin ich jetzt mal so frei, der darf  gern an Ä3W/ German Doctors spenden, Stichwort Nairobi/ Donationbox

Unser Spendenkonto:

Ärzte für die Dritte Welt/ German Doctors
Kto.-Nr.: 4 88 888 0
EKK-Bank
BLZ: 520 604 10

Asanthe sana und ganz herzliche Grüße.

Ich komme wenig zum Nachdenken, denke hier beim Schreiben, aber bin doch sehr schockiert über die Brutalität des Lebens, die ich hier erlebe. Jeder gegen jeden, rape, robbery, Arme gegen Ärmste mit direkterer Gewalt, als ich es bisher erlebt habe. Im Regen fürchten sich die Slumbewohner nachts besonders, da der Regen auf dem Blechdach so laut trommelt, dass Hilferufe nicht zu hören sind. Täglich Überfälle, gerade wurde der Cousin meiner Translaterin begraben, zusammengeschlagen, ausgeraubt, bewusstlos 3 Tage im Kenyata State Hospital, leider zur Zeit des Ärztestreikes. Deshalb nur aufbewahrt, nicht diagnostiziert, nicht behandelt. Vier kleine Kinder.

Gestern war ich mit Dr. Nicki im Slum unterwegs, auf der Mathare- "KÖ", um mir ein Stück Stoff zu kaufen. Wir trafen jemanden, den sie kannte, dazu kam eine Frau mit den Worten can you help me. Sie zeigte uns blitzschnell, wie um uns zu schocken, ihre rechte Hand: 3 Finger amputiert, die verbleibenden 2 mittleren zur Hälfte mit Fleisch, daraus hervor lugten die blankgeputzten Fingerknochen, wie ein abgenagtes Hühnerbein. Keine Entzündungszeichen , kein Eiter o.ä., sicher schon lange so. Da wir sie nur nach Baraka einluden und ihr kein Geld boten, verschwand sie ebenso schnell wieder.
Dr. Barbara 1 wusste von Lynchjustiz zu berichten, bei der u.a. Kinder an den Fingern aufgehängt werden, wodurch diese absterben und solche Ergebnisse hinterlassen.  Schauerlich, leider war keine Zeit und keine Situation für ein Foto davon.

Jetzt werde ich zum gemeinsamen Essen gerufen, keine Zeit mehr zum Nachdenken also.
Beim Abendessen Gespräche mit den Kollegen über die Fälle des Tages, aber auch über Perspektiven der Einzelnen. Christinas Perspektive ist eine neue Stelle in einer anderen REHAklinik, dazu hat sie weniger Lust, aber Baraka in  NAIROBI ist ihr sehr wichtig. Die Medizin in Deutschland sei kaputtspezialisiert. Als Beispiel der Unfallchirurg nach neuer Weiterbildungsordnung, der beim Unfall nur Knochen zusammenflicken kann, was eigentlich warten könnte, während er keinen Bauch, z.B. gerissene Milz mehr operieren darf, was nach einem Unfall nicht warten kann. Er muss also immer den Viszeralchirurgen dazuziehen.  Sinnlose Spezialisierung aus ihrer Sicht. Sie ist als Allgemeinchirurgin viel breiter ausgebildet, macht aber seit Jahren nur noch kleine Chirurgie, könnte so in der Klinik nicht mehr arbeiten.
Nicki, Internistin und Kinderärztin erzählt von ihren Erfahrungen auf der Intensivstation der Erwachsenenmedizin, wo sie beschlossen hat, diese Medizin nicht mehr zu wollen, bei der Menschen zumindest teilweise unwürdig am Sterben gehindert werden. Ist das jetzt in der Neonatologie anders? Spannende Gespräche.
Und für nächste Woche habe ich mich gerade mit Godela verabredet, sie ist mit Veronika befreundet, mit einem Kenianer verheiratet, sie haben zwei kleine Kinder. Sie arbeitet für die WHO für Somalia. Spannende Leute kann man hier jedenfalls treffen.
 Danach das Buch zum Entspannen Engel des Vergessens, sehr empfehlenswert, jetzt gleich noch für ein paar Minuten vor dem Einschlafen.
Ich fotografiere noch kurz mein Zimmer für euch, dann  ist Nachtruhe!
 



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