Heute werde ich die schönen Bilder voranstellen, für die Nichtmediziner unter den Lesern, und auch, weil ich ja auch zuhause versuche, mit Blumen und Natur gegen Verfall und Gestank anzugehen. Meine Psychohygiene sind oft Blumenkäufe, wenn es ernst wird im Beruf.
Dieser Baum blüht vor der Villa Zorilla und
erfreut die Heimkommenden, heute nach Fortbildung (uns bleibt hier Nichts
erspart!).
Im Baum daneben sitzen die Ibisse, die
schreien wie ein Kind. Bessere Fotos demnächst mit der besseren Kamera, die ich
nicht in den Slum trage. Obwohl die Geschichte anscheinend lehrt, dass eine
gestohlene Kamera abends wieder im doctors’ house abgeliefert wurde und der
Dieb um sein Leben fürchten musste, weil er einen German Doctor bestohlen
hatte.
Der Himmel ist trüb und eigentlich warten Alle
auf Regen. Heute Nacht hat es ein wenig geregnet, im Slum wurde es schmierig,
aber die große Überschwemmung kommt erst, wenn alle Rohre, die die oben
liegende Stadt entwässern, sich ins Mathare Valley entleeren. Ein Erdrutsch hat
im letzten Jahr viele Hütten zerstört, auch unsere Mitarbeiter waren betroffen.
Ich mag es mir nicht vorstellen.
Heute war ein Tag der spektakulären
Krankheitsfälle, für uns super, für die Patienten natürlich schrecklich- sie
sind Objekte unserer Studien, dabei aber natürlich Subjekte unserer Fürsorge.
Aber erst noch eine Klinik der besonderen Art,
an der ich morgens vorbeigehe: die örtliche Schuhklinik! Daneben die Primary
School vor Unterrichtsbeginn.
Der Tag begann heute auch für mich „chirurgisch“.
Ich weiß nicht, ob ich die Fotos hier zeigen
kann, aber es handelt sich ja auch um mein Tagebuch. Also muss der empfindsame
Nichtmediziner darüber hinwegschauen.
Human
Bite: der erste Finger, Arbeitsunfall mit einer Maschine : der zweite Finger, mit Sehnendurchtrennung
am verbliebenen Finger. Uns bleibt hier nur Antibiose, die Wundversorgung und
die Schmerztherapie. Und Tetanus natürlich, die meisten Männer sind nicht
ausreichend immunisiert. Eine mögliche Sehnenplastik wurde schon verschleppt
mangels Bezahlbarkeit.
Es kamen danach wieder und wieder Schwangere
mit und ohne HIV und anderen STI, ich lerne viel, weil ich messe und taste und
horche und versuche, mit einfachen Methoden das Schwangerschaftsalter zu
bestimmen – für mich gut, aber nicht nötig, denn hinterher werden sie doch noch
mit Ultraschall von Barbara angeschaut.
Die junge Mutter von vorgestern mit der
Schwäche und der Anämie von 4,1 - so weiß wie ein Stück Papier, da, wo das
schwarze Pigment es nicht überdeckt (Zunge, Conjunctivae) - hat ein
Zervixcarcinom, kaum zu ertragen.
Diese 26-jährige retardierte und dysmorphe Patientin, ca. 130
cm groß, hat wohl einen angeborenen? oder früh erworbenen Schilddrüsenhormonmangel (oder keine
Schilddrüse) mit einem TSH von 100yg.
Das kann bei uns in Deutschland nicht mehr
passieren, jedes Neugeborene wird gescreent und könnte sich trotz fehlender
Schilddrüse dann mit Medikamenten gesund entwickeln.
Hier hat meine Vorgängerin den richtigen
Riecher gehabt und eine Diagnose vermutet, die sie nun nicht mehr erfährt. Ich
werde ihr berichten.
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