Thursday, October 25, 2012

Tag 6 in Nairobi, Donnerstag 11.10.12


Heute werde ich die schönen Bilder voranstellen, für die Nichtmediziner unter den Lesern, und auch, weil ich ja auch zuhause versuche, mit Blumen und Natur gegen Verfall und Gestank anzugehen. Meine Psychohygiene sind oft Blumenkäufe, wenn es ernst wird im Beruf.



Dieser Baum blüht vor der Villa Zorilla und erfreut die Heimkommenden, heute nach Fortbildung (uns bleibt hier Nichts erspart!).
Im Baum daneben sitzen die Ibisse, die schreien wie ein Kind. Bessere Fotos demnächst mit der besseren Kamera, die ich nicht in den Slum trage. Obwohl die Geschichte anscheinend lehrt, dass eine gestohlene Kamera abends wieder im doctors’ house abgeliefert wurde und der Dieb um sein Leben fürchten musste, weil er einen German Doctor bestohlen hatte.
 




Der Himmel ist trüb und eigentlich warten Alle auf Regen. Heute Nacht hat es ein wenig geregnet, im Slum wurde es schmierig, aber die große Überschwemmung kommt erst, wenn alle Rohre, die die oben liegende Stadt entwässern, sich ins Mathare Valley entleeren. Ein Erdrutsch hat im letzten Jahr viele Hütten zerstört, auch unsere Mitarbeiter waren betroffen.
Ich mag es mir nicht vorstellen.

Heute war ein Tag der spektakulären Krankheitsfälle, für uns super, für die Patienten natürlich schrecklich- sie sind Objekte unserer Studien, dabei aber natürlich Subjekte unserer Fürsorge.
Aber erst noch eine Klinik der besonderen Art, an der ich morgens vorbeigehe: die örtliche Schuhklinik! Daneben die Primary School vor Unterrichtsbeginn.






Der Tag begann heute auch für mich „chirurgisch“.
Ich weiß nicht, ob ich die Fotos hier zeigen kann, aber es handelt sich ja auch um mein Tagebuch. Also muss der empfindsame Nichtmediziner darüber hinwegschauen.






Human Bite: der erste Finger, Arbeitsunfall mit einer Maschine : der zweite Finger, mit Sehnendurchtrennung am verbliebenen Finger. Uns bleibt hier nur Antibiose, die Wundversorgung und die Schmerztherapie. Und Tetanus natürlich, die meisten Männer sind nicht ausreichend immunisiert. Eine mögliche Sehnenplastik wurde schon verschleppt mangels Bezahlbarkeit.
 




Es kamen danach wieder und wieder Schwangere mit und ohne HIV und anderen STI, ich lerne viel, weil ich messe und taste und horche und versuche, mit einfachen Methoden das Schwangerschaftsalter zu bestimmen – für mich gut, aber nicht nötig, denn hinterher werden sie doch noch mit Ultraschall von Barbara angeschaut.
Die junge Mutter von vorgestern mit der Schwäche und der Anämie von 4,1 - so weiß wie ein Stück Papier, da, wo das schwarze Pigment es nicht überdeckt (Zunge, Conjunctivae) - hat ein Zervixcarcinom, kaum zu ertragen.

Diese 26-jährige  retardierte und dysmorphe Patientin, ca. 130 cm groß, hat wohl einen angeborenen? oder früh erworbenen  Schilddrüsenhormonmangel (oder keine Schilddrüse) mit einem TSH von 100yg.
Das kann bei uns in Deutschland nicht mehr passieren, jedes Neugeborene wird gescreent und könnte sich trotz fehlender Schilddrüse dann mit Medikamenten gesund entwickeln.
Hier hat meine Vorgängerin den richtigen Riecher gehabt und eine Diagnose vermutet, die sie nun nicht mehr erfährt. Ich werde ihr berichten.



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