Liebe Freunde, liebe Kollegen, liebste Familie,ich bin da, es geht mir gut, ich schreibe euch, solange
der Vorrat an
Bytes auf meiner prepaidkarte reicht.... Heute meine ersten beiden Tage,
Viele Grüße aus der Villa Zorilla (das heisst wohl soviel wie Stinktier...)

Tag 2 in Nairobi, Sonntag:
Vormittags nach dem Frühstück verteilen sich die Kollegen auf verschiedene Aktivitäten, ich muss mich entscheiden zwischen Gottesdienst im nahen St. Benedicts Kloster: Friederike will in den Gottesdienst auf Swahili, das sie seit Jahren lernt und sprechen und verstehen kann, Niki geht mit und will anschliessend eine ehemalige Angestellte mit Kindern zuhause besuchen. Beides interessant.
Ich entscheide mich aber für einen ersten Gang durch den Slum mit Barbara und ihren zwei Besucherinnen, denn dort soll ich ja ab morgen arbeiten.
Wir gehen zu Fuß über das Gelände eines Stromversorgers hinter unserem bewachten „Park“gelände, in dem die Jakarandabäume und die Flaschenbürstenbäume blühen, ich glaube sie heißen African Paintbrush, kenne ich schon vom Okavango aus Namibia.

Die gut gekleideten Menschen, die uns entgegen kommen gehen zu den Gottestdiensten der verschiedensten Kirchen und Sekten, deren Gesang und Getrommel von überall her zu hören ist. Von oben sehen wir auf die Dächer der Hütten, die besseren in der KfW- Street wurden von der Kreditanstalt für Wiederaufbau saniert, die „Heidemarie-Shule“ von Frau Wiezorek- Zeul, der roten Heidi zu ihren Ministerzeiten finanziert.


Dann steigen wir ab und sind von hunderten Kindern (how are you, jambo, how are you) sofort umringt, die mich an die Hand fassen und mit mir gehen, bis ich nicht mehr mag. MZUNGU! Jetzt bin ich das also.
Im Feeding Project der GD sind 3 Frauen mit riesigen Waschtrögen voller Reis, Bohnen und Gemüse beschäftigt, Das Essen ist fast fertig und die Hungrigen warten schon in dichten Trauben vor der Tür, eingeschriebenen sind meist Kinder aus sozialen und medizinischen Gründen, z.B. wenn sie TBC- oder HIV- Medikamente einnehmen und ansonsten einen leeren Magen hätten.



Es stinkt inzwischen ziemlich und wir laufen auf einem Trampelpfad aus Abfall an kleinsten Marktständen vorbei, an denen gebrutzelt wird, unter denen Hunde und Hühner laufen, Schafe liegen.


Die Hütten werden immer schlimmer, wer Blech hat, hat es noch gut, denn Blech ist regendicht. Wenn es Latrinen gibt, kosten sie ein wenig Eintritt, der dann Jugendprojekten zugute kommt, die Jugendlichen halten angeblich die Latrinen sauber. Wer sich das nicht leisten kann, geht wohl in den Fluss….
Aber es gibt Wasserstellen, die Frauen waschen die Wäsche und viele sehen sauber aus. Je weiter wir in die verzweigten Gassen kommen, desto erbärmlicher werden allerdings die Kinder.
Am Ausgang des Slum werden irgendwelche Kohlpflanzen kultiviert, die nicht sehr wüchsig und noch weniger appetitlich aussehen.

Anschliessend zurück in der anderen Welt: Pool, heute mit vielen schwarzen middleclass Familien, die mit viel Rhythmus und Klängen den Sonntag im Hotelgarten verbringen. Meine Haut hat plötzlich genug Sonne, ich muss vorsichtiger sein, wir sind am Äquator und 1500 m hoch.
Jetzt emails auf der Terasse, Cousine Veronikas Bekannte Godela, die hier mit einem Kenianer verheiratet ist, schreibt mir, dass sie die German Doctors kennt und am 3. Oktober beim Botschafter getroffen hat, dort hatte sie von meiner Ankunft gehört und wird sich hier demnächst einfinden. Petra, meine Augsburg- Nairobi- Connection, Lehrerin soll auch unbedingt kommen, um die Verbindung zur deutschen Schule zu intensivieren, von der sich Barbara vielleicht ein Sponsoring verspricht.
Und für den Sonntag in 14 Tagen habe ich mich zur Messe mit Pater Peter Meienberg im Frauengefängnis angemeldet, das muss ein toller alter Mann sein, der mit Anfang 80 noch viele Projekte betreibt, sich von seinen Mitordensschwestern und – brüdern allerdings wohl entfernt hat.
Jetzt kommt noch mal das Skript mit der Projektinformation dran- morgen wird es ernst.
Bytes auf meiner prepaidkarte reicht.... Heute meine ersten beiden Tage,
Viele Grüße aus der Villa Zorilla (das heisst wohl soviel wie Stinktier...)
Tag 1 in Nairobi
VILLA ZORILLA, the doctors’ house:
Nachts um 1.00
Zwei Stunden habe
ich geschlafen wie betäubt. Jetzt scheint es fürs Erste vorbei zu sein und ich
lausche den afrikanischen Grillen und Zirpen sowie irgendwelchen nahen
Gesängen, die die Fremdheit der Nacht herausstreichen.
Die Villa Zorilla, das ehemalige staff house des Utali College, in dem Köche und Kellner des gleichnamigen Hotels ausgebildet werden, ist meine neue Bleibe.
Die Villa Zorilla, das ehemalige staff house des Utali College, in dem Köche und Kellner des gleichnamigen Hotels ausgebildet werden, ist meine neue Bleibe.
Stella kocht,
Grace putzt und wäscht.
Die Kollegen sind untereinander sehr vertraut, ich bin die einzige NEUE, was mein persönliches Kompetenzgefühl nicht gerade erhöht. Dabei sind sie sehr hilfsbereit und führen mich in die Situation bisher sehr nett ein. Und - Medizin ist weiblich, wir sind 5:1.:
Dr. Barbara, die Langzeitärztin, die ihre internistische Teilpraxis verkauft hat, seit 2 Jahren hier ist und noch mindestens 1 Jahr bleibt. Sie ist die Seele des Betriebes, aktiv in der Woche für die Menschen hier und gleichzeitig für die Organisation. Sie scheint die Arbeit hier zu geniesen, sich gut mit der wechselnden Wohngemeinschafts- Situation zu arrangieren, ist der Antreiber der teambildenden AEROBICS jeden Dienstag mit den schwarzen und weissen (ich) Mitarbeitern in BARAKA, ist der Antreiber der geplanten Wochenendbergbesteigung auf den Mount Longonot mit Kraterrundgang und pflegt die Verbindung zu Pater Peter und vielen anderen NGO.
Dr. Niki ist gerade krank, hat Fieber und Grippe, seit 3 Wochen hier. Sie ist ansonsten Kinderärztin in Teilzeitstelle in Freiburg, was ihr die Möglichkeit gibt, Wochen des Jahres hier zu verbringen. Das tut sie nun schon zum 4. Mal und versorgt die unterernährten Säuglinge schwerpunktmässig.
Dr. Peter ist auch Kinderarzt, zur Hälfte. Seine andere Hälfte war Lehrer für Bio und Chemie am Gymnasium, die Kombination muss man erstmal verstehen. Er hat einen Doktortitel in Chemie, den anderen in Medizin, hat zuhause 4 Kinder (davon 1 adoptiertes) und die Kinderarztpraxis seiner Frau, in der er auch als Lehrer immer mitgearbeitet hat. Jetzt ist er als Lehrer Pensionist und kann sich ganz der Medizin widmen, was er schon mehrfach hier getan hat, u.a. aber auch in Botswana und Thailand.
Dr. Christina ist auch verkaufte Praxisgewinnlerin, Ende 40?, war hier schon Langzeitärztin, die alle anderen ärztlichen Teilnehmer auch der anderen Projekte kennt. Ist Chirurgin, hat mit dem Verkauf der Praxis ausgesorgtund dümpelt in einer REHAklinik, um immer wieder hierher zu kommen, schreibt die medizinischen Leitlinien immer wieder neu, die hier gelten und ist aber wohl nicht nur mit den German Doctors verheiratet.
Dr. Friederike ist verkaufte Allgemeinärztin, 20 Jahre älter als ich, auch schon mehrfach hier gewesen und war mein Coach der letzten 14 Tage. Sympathisch, kompetent, abgeklärt, lebenslustig, jung und des Swahili mächtig.
Dr. Barbara 2 kennt ihr ja schon.
...und dann haben wir hier im Moment noch Claudia, eine junge Fotografin, die ihren Job hingeschmissen hat, um fotografierend 1 Jahr lang zu reisen. Sie reist von Projekt zu Projekt, nicht nur GD, auch CARE in Bosnien, irgendwas war schon in Kampala, und in Südafrika. Nächsten Montag geht es von hier nach Indien, wo sie in Kalkutta auch für GD fotografieren wird. Ich werde sie mit meiner Schwester verbinden, sie werden sich mögen.
Vielleicht kann ich jetzt weiterschlafen? Morgen plane ich weitere Entschleunigung vor dem 1. Einsatztag, es gibt den Pool des nahen Hotels, wo ich mit Büchern und Ordnern eine Schattenliege besetzen werde, um zumindest vormittags die Kompetenz nochmals zu erhöhen. Nachmittags lesen? Ein Buch hab ich schon im Flieger fast platt gemacht, EIN FÄLSCHERLEBEN von Sarah Kaminsky.
Die Kollegen sind untereinander sehr vertraut, ich bin die einzige NEUE, was mein persönliches Kompetenzgefühl nicht gerade erhöht. Dabei sind sie sehr hilfsbereit und führen mich in die Situation bisher sehr nett ein. Und - Medizin ist weiblich, wir sind 5:1.:
Dr. Barbara, die Langzeitärztin, die ihre internistische Teilpraxis verkauft hat, seit 2 Jahren hier ist und noch mindestens 1 Jahr bleibt. Sie ist die Seele des Betriebes, aktiv in der Woche für die Menschen hier und gleichzeitig für die Organisation. Sie scheint die Arbeit hier zu geniesen, sich gut mit der wechselnden Wohngemeinschafts- Situation zu arrangieren, ist der Antreiber der teambildenden AEROBICS jeden Dienstag mit den schwarzen und weissen (ich) Mitarbeitern in BARAKA, ist der Antreiber der geplanten Wochenendbergbesteigung auf den Mount Longonot mit Kraterrundgang und pflegt die Verbindung zu Pater Peter und vielen anderen NGO.
Dr. Niki ist gerade krank, hat Fieber und Grippe, seit 3 Wochen hier. Sie ist ansonsten Kinderärztin in Teilzeitstelle in Freiburg, was ihr die Möglichkeit gibt, Wochen des Jahres hier zu verbringen. Das tut sie nun schon zum 4. Mal und versorgt die unterernährten Säuglinge schwerpunktmässig.
Dr. Peter ist auch Kinderarzt, zur Hälfte. Seine andere Hälfte war Lehrer für Bio und Chemie am Gymnasium, die Kombination muss man erstmal verstehen. Er hat einen Doktortitel in Chemie, den anderen in Medizin, hat zuhause 4 Kinder (davon 1 adoptiertes) und die Kinderarztpraxis seiner Frau, in der er auch als Lehrer immer mitgearbeitet hat. Jetzt ist er als Lehrer Pensionist und kann sich ganz der Medizin widmen, was er schon mehrfach hier getan hat, u.a. aber auch in Botswana und Thailand.
Dr. Christina ist auch verkaufte Praxisgewinnlerin, Ende 40?, war hier schon Langzeitärztin, die alle anderen ärztlichen Teilnehmer auch der anderen Projekte kennt. Ist Chirurgin, hat mit dem Verkauf der Praxis ausgesorgtund dümpelt in einer REHAklinik, um immer wieder hierher zu kommen, schreibt die medizinischen Leitlinien immer wieder neu, die hier gelten und ist aber wohl nicht nur mit den German Doctors verheiratet.
Dr. Friederike ist verkaufte Allgemeinärztin, 20 Jahre älter als ich, auch schon mehrfach hier gewesen und war mein Coach der letzten 14 Tage. Sympathisch, kompetent, abgeklärt, lebenslustig, jung und des Swahili mächtig.
Dr. Barbara 2 kennt ihr ja schon.
...und dann haben wir hier im Moment noch Claudia, eine junge Fotografin, die ihren Job hingeschmissen hat, um fotografierend 1 Jahr lang zu reisen. Sie reist von Projekt zu Projekt, nicht nur GD, auch CARE in Bosnien, irgendwas war schon in Kampala, und in Südafrika. Nächsten Montag geht es von hier nach Indien, wo sie in Kalkutta auch für GD fotografieren wird. Ich werde sie mit meiner Schwester verbinden, sie werden sich mögen.
Vielleicht kann ich jetzt weiterschlafen? Morgen plane ich weitere Entschleunigung vor dem 1. Einsatztag, es gibt den Pool des nahen Hotels, wo ich mit Büchern und Ordnern eine Schattenliege besetzen werde, um zumindest vormittags die Kompetenz nochmals zu erhöhen. Nachmittags lesen? Ein Buch hab ich schon im Flieger fast platt gemacht, EIN FÄLSCHERLEBEN von Sarah Kaminsky.




Vormittags nach dem Frühstück verteilen sich die Kollegen auf verschiedene Aktivitäten, ich muss mich entscheiden zwischen Gottesdienst im nahen St. Benedicts Kloster: Friederike will in den Gottesdienst auf Swahili, das sie seit Jahren lernt und sprechen und verstehen kann, Niki geht mit und will anschliessend eine ehemalige Angestellte mit Kindern zuhause besuchen. Beides interessant.
Ich entscheide mich aber für einen ersten Gang durch den Slum mit Barbara und ihren zwei Besucherinnen, denn dort soll ich ja ab morgen arbeiten.
Wir gehen zu Fuß über das Gelände eines Stromversorgers hinter unserem bewachten „Park“gelände, in dem die Jakarandabäume und die Flaschenbürstenbäume blühen, ich glaube sie heißen African Paintbrush, kenne ich schon vom Okavango aus Namibia.

Die gut gekleideten Menschen, die uns entgegen kommen gehen zu den Gottestdiensten der verschiedensten Kirchen und Sekten, deren Gesang und Getrommel von überall her zu hören ist. Von oben sehen wir auf die Dächer der Hütten, die besseren in der KfW- Street wurden von der Kreditanstalt für Wiederaufbau saniert, die „Heidemarie-Shule“ von Frau Wiezorek- Zeul, der roten Heidi zu ihren Ministerzeiten finanziert.


Dann steigen wir ab und sind von hunderten Kindern (how are you, jambo, how are you) sofort umringt, die mich an die Hand fassen und mit mir gehen, bis ich nicht mehr mag. MZUNGU! Jetzt bin ich das also.
Im Feeding Project der GD sind 3 Frauen mit riesigen Waschtrögen voller Reis, Bohnen und Gemüse beschäftigt, Das Essen ist fast fertig und die Hungrigen warten schon in dichten Trauben vor der Tür, eingeschriebenen sind meist Kinder aus sozialen und medizinischen Gründen, z.B. wenn sie TBC- oder HIV- Medikamente einnehmen und ansonsten einen leeren Magen hätten.



Es stinkt inzwischen ziemlich und wir laufen auf einem Trampelpfad aus Abfall an kleinsten Marktständen vorbei, an denen gebrutzelt wird, unter denen Hunde und Hühner laufen, Schafe liegen.



Die Hütten werden immer schlimmer, wer Blech hat, hat es noch gut, denn Blech ist regendicht. Wenn es Latrinen gibt, kosten sie ein wenig Eintritt, der dann Jugendprojekten zugute kommt, die Jugendlichen halten angeblich die Latrinen sauber. Wer sich das nicht leisten kann, geht wohl in den Fluss….
Aber es gibt Wasserstellen, die Frauen waschen die Wäsche und viele sehen sauber aus. Je weiter wir in die verzweigten Gassen kommen, desto erbärmlicher werden allerdings die Kinder.
Am Ausgang des Slum werden irgendwelche Kohlpflanzen kultiviert, die nicht sehr wüchsig und noch weniger appetitlich aussehen.

Anschliessend zurück in der anderen Welt: Pool, heute mit vielen schwarzen middleclass Familien, die mit viel Rhythmus und Klängen den Sonntag im Hotelgarten verbringen. Meine Haut hat plötzlich genug Sonne, ich muss vorsichtiger sein, wir sind am Äquator und 1500 m hoch.
Jetzt emails auf der Terasse, Cousine Veronikas Bekannte Godela, die hier mit einem Kenianer verheiratet ist, schreibt mir, dass sie die German Doctors kennt und am 3. Oktober beim Botschafter getroffen hat, dort hatte sie von meiner Ankunft gehört und wird sich hier demnächst einfinden. Petra, meine Augsburg- Nairobi- Connection, Lehrerin soll auch unbedingt kommen, um die Verbindung zur deutschen Schule zu intensivieren, von der sich Barbara vielleicht ein Sponsoring verspricht.
Und für den Sonntag in 14 Tagen habe ich mich zur Messe mit Pater Peter Meienberg im Frauengefängnis angemeldet, das muss ein toller alter Mann sein, der mit Anfang 80 noch viele Projekte betreibt, sich von seinen Mitordensschwestern und – brüdern allerdings wohl entfernt hat.
Jetzt kommt noch mal das Skript mit der Projektinformation dran- morgen wird es ernst.
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